AKTUELL   |   Kunstwerk des Monats Dezember 2020   |   zurück zur Übersicht


Dezember 2020

Erich Heckel, "Nebelwolken" , 1953

Das Gemälde „Nebelwolken“ entstand in einer für Erich Heckel wichtigen und bestätigenden Zeit: vier Jahre vorher war er als Professor an die Kunstakademie Karlsruhe berufen worden, eine späte Wiedergutmachung für die Unterdrückung des Künstlers durch die Nationalsozialisten. Seine Klasse in Karlsruhe verehrte ihn als „die Brücke zur Brücke“(Zit. Heiner Bauschert, einer seiner Studenten) - auch die wirtschaftliche Sicherheit bedeutete ein großes Aufatmen. 1953 entstanden überhaupt nur drei Gemälde, denen viele Aquarelle und Zeichnungen als Studien vorausgingen. Das stark symbolhafte Gemälde zitiert einen großen Vorgänger: Caspar David Friedrichs „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ von 1818.

Beiden gemeinsam ist die Katharsis des Durchdringen eines Nebelmeers zur freien Sicht über die Gipfel. Ein persönliche, emotionale und symbolhaft politische Lebenserfahrung des Malers. Bei Friedrich schaut der Maler über die Schulter des Betrachters, bei Heckel fehlt dieses Filter. Eine packende Seelenlandschaft breitet sich vor uns aus.

Das großformatige Gemälde hing bis zum letzten Frühjahr als Dauerleihgabe im Karlsruhe Museum und ist von den Erben des Leihgebers verkauft worden.

„Ich stieg über die Wolken hin, um zu erfahren, wo die Unendlichkeit endet. Ich stieg über die Wolken hin, um mich in einem zeitlosen Raum zu verlieren. Jenseits der Wolken stieg ich hin, um die Harmonie der Welt wiederzufinden.“ ((Donatella Catteruccia)