KÜNSTLER | zurück zur Übersicht
1853 | am 13. Mai in Ölmütz (Mähren) als Sohn von Eduard und Hedwig Hölzel geboren. |
1868 | Ab Mitte Mai geht der 15jährige Hölzel in Gotha Lehre als Schriftsetzer |
1871 | Übersiedlung der Familie nach Wien. |
1872 | Besuch der Wiener Akademie als "außerordentlicher Schüler" und regulärer Student ab dem Sommersemester. |
1876 | Im April Übersiedlung nach München und Besuch der dortigen Akademie. |
1882 | Am 9. Dezember heiratet er "Emmy" Karlowa. Lebt als freier Maler in München; Geburt des Sohnes Sohn Hugo |
1894 | Auf Veranlassung Hölzels übersiedelt Ludwig Dill (1848 1940) endgültig nach Dachau. Mit ihm und Arthur Langhammer (1854 1901), der 1899 ebenfalls nachkommt, gemeinsame Erarbeitung des "Neu Dachauer"Stiles, dem Arthur Roeßler 1905 eine vielbeachtete Monographie widmet. |
1898 | Im Februar erstes gemeinsames Auftreten der "NeuDachauer" in einer Ausstellung des Berliner Kunstsalons Keller und Reiner. |
1901 | Erste theoretische Publikation von Hölzel "Über Formen und Massenverteilung im Bilde" in der Zeitschrift des Wiener Jugenstils Ver Sacrum |
1905 | Hölzel Nachfolger Leopold von Kalckreuths an der Stuttgarter Akademie; Leiter einer "Komponierschule". Im Dez. Übersiedlung nach Stuttgart |
1913 | Anläßlich einer Ausstellung erscheint die Schrift von Hans Hildebrandt: "Adolf Hölzel als Zeichner". An der Akademie in Stuttgart ist Hölzels unorthodoxe Auffassung seines Lehramtes beim Kollegium weiter umstritten und führt zu ständig neuen Angriffen. Hölzel zieht sich aus der Öffentlichkeit mehr und mehr zurück und konzentriert sich ganz auf seine künstlerische Arbeit und seine Lehrtätigkeit im engeren Kreise. |
1919 | Am 15. März erfolgt Hölzel s Versetzung in den Ruhestand. Hölzel führt seine pädagogische Tätigkeit in Privatstunden fort, u.a. wird Max Ackermann, den er seit 1912 kennt, sein Schüler. |
1920 | Verleihung des Dr. Ing. h. c. durch die Technische Hochschule in Aachen. In den 20er Jahren Beginn der Pastellfolgen, die neben den Glasfenstern im letzten Lebensjahrzehnt den Künstler hauptsächlich beschäftigen. |
1928 | Auftrag zum 75. Geburtstag über drei Glasfenster für das Treppenhaus des Stuttgarter Rathauses (1928 1929, ausgeführt durch Firma Valentin Saile, Stuttgart). Vortragsreihe in der "Freien Kunstschule" in Stuttgart. |
1930 | Am 27. März stirbt Hölzels Frau Emmy nach jahrelangem Leiden. |
1934 | Am 17. Oktober erliegt Adolf Hölzel im 81. Lebensjahr einem Schlaganfall. |
Im Werk Adolf Hölzels vollzieht sich, analog zum Oeuvre Kandinskys, der Übergang von der gegenständlichen zur abstrakten Malerei. In seinen frühen Dachauer Landschaftsbildern rückt er vom Impressionismus ab, indem er die Erscheinungen der Natur nicht atmosphärisch verflüchtigt, sondern zu flächigen, in Form und Farbe kompakten, fest umrissenen Gebilden vereinfacht. Die Konturen ergeben einen linearen Rhythmus, welcher die Einheit des Bildes konstituiert. Dieses Prinzip liegt auch der Gestaltung seiner figuralen Kompositionen zugrunde, die vorwiegend ein " Biblisches Motiv" - so lautet der Titel eines Gemäldes von 1914 - zum Thema haben. Mit dieser Organisation des Bildes, in der sich auch Elemente des Jugendstils verraten, steht Hölzel den französischen "Nabis" nahe, jenen Verehrern Gaugins, die sich 1888 um Paul Serusier zusammenfanden. 1907 haben sich Hölzel und Serusier in Stuttgart getroffen.
Alle Figurenkompositionen Hölzels sind deduktiv zustande gekommen. Johannes Itten, der Hölzels Schüler war, hat diesen bildnerischen Prozeß in seiner Rede zur Eröffnung der Stuttgarter Ausstellung "Hölzel und sein Kreis" im Jahre 1961 wie folgt beschrieben: "Wenn Hölzel bei seinen eigenen Bildern die Linien und Formen gezeichnet hatte, verfestigte er diese durch seine Konstruktion, dann erst setzte er Helldunkel und die Farbe dazu, oder er begann Farbfleck an Farbfleck zu setzen, und aus diesen heraus entwickelte er gegenständliche Formen. Auch seine religiösen Themen gestaltete er aus den vorher abstrakt gesetzten Formen und Farben." In Hölzels Aufzeichnungen, die Walter Heß im Katalog der Gedächtnisausstellung der Staatsgalerie Stuttgart 1953 veröffentlicht hat, heißt es: "Ich kann es wenden und drehen wie ich will, die Kunst steckt in den Mitteln . . . Die elementarsten Grundlagen sind: Linie (vertikal, horizontal, gerade, schief, krumm), Form (Dreieck, Quadrat, Kreis), Abtönung (hell, dunkel, Mittelton), Farbe (Rot, Blau, Gelb). Damit ist zu wirtschaften." Hölzel wollte "im Gegensatz zur literarischen Malerei" eine reine Kunst der Farben und Klänge schaffen. "Ich meine", so schrieb er, "es müsse, wie es in der Musik einen Kontrapunkt und eine Harmonielehre gibt, auch in der Malerei eine bestimmte Lehre über künstlerische Kontraste jeder Art und deren notwendigen harmonischen Ausgleich angestrebt werden."
Er hat diese Idee konsequent in seinem Spätwerk verwirklicht, aus dem die meisten kleinformatigen Pastelle stammen.
Wilhelm Gall
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