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Oktober 2021

Walter Strich-Chapell Kartoffelfeuer, 1950

Walter Strich-Chapell gilt als Vollender des schwäbischen Impressionismus, dessen erdenschwere und gedeckte Farbigkeit so unterschiedlich zu seinen französischen oder preußischen Vorbildern ist.

Es ist etwas Seltsames um die Landschaftsmaler dieser Generation: sie "wollten nur Natur und fanden dennoch Poesie" (Gradmann). Dies geschieht, indem sich solche Bilder an den Augensinn richten, an das Erkennen der Verwandtschaft aller Farben im Licht. So offenbart sich ein lyrisches Gefühl für die Einheit alles Erscheinenden überhaupt; bezeichnend dafür ist die Durchdringung der Farben durch tonige Hell-Dunkel-Stufen aller Valeurs. Mehr noch: oft kommt es für den Betrachter der Bilder Strich-Chapells zu einem fast gedanklichen Bauen des Bildes aus den Grundrichtungen der Bildfläche. Mit diesem optischen Element verbindet sich ein geistiges. Es ist immer "Natur gesehen durch ein Temperament", ein Gemüt, das die Natur als ein Geordnetes und Ganzes schaut und erkennt, darin aber sich selbst versteht und aufgehoben sieht. Vorder-, Mittel- und Hintergrund fließen ineinander, die Poesie wird nicht durch Strukturschranken gebrochen. Diese Übergänge geschehen in den Veränderungen der Farben im Lichteinfall. Ebenso bildet das zeichnerische Gerüst keine vorder- und mittelgründige Schicht mehr, es durchwirkt das ganze Bild. Es kommt nun zu einem fast lyrischen Parallelismus von stumpfen Winkeln in den Bergen, den Ackerflächen, sogar den Zweigknicken der Bäume. Nicht nur im Tonstufengefüge, auch im Liniengefüge wird in der Fläche zusammenfließend gesehen und in diesem Zusammensehen verbirgt sich ein fast mystischer Sinn für "Erleben" im Sinne der Romantik, wobei wie hier die stärksten gestaltenden Kräfte die Menschen sind. Menschen, die sonst in den Bildern des Malers kaum (oder nicht) vorkommen. .In diesem Sinne sind alle Landschaften von Strich-Chapells "Kulturlandschaften" und die hier vorgestellte eine der poetischsten überhaupt.