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September 2021

Ida Kerkovius Garten in Hofheim , 1964

Man hat Ida Kerkovius, der „Kerko“, immer nachgesagt, sie sei eigentlich eine Naive, die sich zufällig in den Gärten Adolf Hölzels verirrt habe. Sie hat diese Kategorisierung lächelnd zur Kenntnis genommen, für sie war Kunst immer der Ausdruck einer Erkenntnis von Form und Farbe: „

"Mein Schaffen ist von zwei polaren Gegensätzen bestimmt, einerseits die bildnerischen Ausdrucksmittel für das innere Erlebnis zu finden, dabei die Phantasie frei walten zu lassen, primär mit dem Spiel der Mittel aus dem Material heraus zu beginnen; daraus entwickelt sich dann der lebendige malerische Organismus, der mich am stärksten in der Gegensätzlichkeit von Farbe und Form beschäftigt. Diese Voraussetzungen gelten auch, wenn ich vom Gegenständlichen ausgehe, ein Stilleben oder eine Landschaft malen will.“

Ihr eigenständiges und charaktervolles Werk orientiert sich an der Erkenntnis Adolf Hölzels, dass alle Abstraktion aus der Anschauung entsteht; dass in immer größerer Reduzierung auf die Formen eine immer allgemeinere Formulierung entsteht. So verbinden sich in ihren Landschaften, Stillleben und Blumenbildern absolute Bildharmonien in leuchtenden Farben, teppichhafte Kompositionen voller lyrischer Stimmungen. In der Grafik „Garten in Hofheim“ wird ihre Begegnung mit Itten, Klee, Kandinsky und Schlemmer spürbar, die sie bei ihrem Studium 1920 am Bauhaus kennengelernt hatte. Verortbare Gegenstände, Bäume, Laube, Tiere sind eingebunden in ein Kompositionskonzept, das eine innere Ausgewogenheit der Farbfelder durch ein bewusst lustvolles Spielfeld an Möglichkeiten erzielt. Der Hofheimer Garten ihrer Freundin und Mäzenatin Hann Beckker vom Rath wird so zu einem Paradiesgarten, in dem wir uns gerne verirren. Er ist ein Sonnenstrahl in den Alltag und den wollte die Künstlerin  uns schenken.