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August 2021

Robert Förch (*1931) Weinberge über Monterosso, 1988

Robert Förch hat im Juni seinen 90. Geburtstag gefeiert und die Pandemie hat größere Ausstellungen zu diesem Fest verhindert. Wir möchten dem großartigen Grafiker zu seinem Werk gratulieren: es ist ihm gelungen, in der vielfältigen Welt der Druckgrafik ein immer erkennbarer Ruhepol zu sein. Seine unverwechselbaren Landschaften, die in ihrer zarten Koloristik an japanische Vorbilder erinnern, haben dem Linolschnitt eine fast malerische Dimension gegeben. Der Schüler Karl Rössings hat sich – mit wenigen Ausnahmen in Radierung und Lithografie – ganz diesem Medium verschrieben, das neben dem Holzschnitt immer ein Schattendasein geführt hatte.

Für Robert Förch ist die Druckplatte dabei mehr als nur Reproduktionsträger. Diesen Hinweis entnehme ich den wenigen Prägungen ohne Farbe, die der Künstler von einzelnen Motiven gefertigt hat. Dort ist alleine das Relief bestimmend und macht deutlich, wie Förch den Aufbau seiner Grafiken versteht. Eine Grundstruktur sind die Flächen seiner Landschaften, in die fast ornamental die definierenden „Landmarks“ eingebracht werden. So entstehen epische Formulierungen, die in ihrer Ruhe und Getragenheit in uns das Gefühl wieder aufleben lassen, das wir selbst beim Betrachten vor der Landschaft haben. Diese Funktion als „Gefühlsträger“ haben die Linolschnitte, die in ihrer Koloristik so dezent, so stimmig, so klingen sind, dass sie die ihnen innewohnende Abstraktion vergessen lassen. Dabei ist Förch ein genialer Techniker, ein Linolschneider, der die für einen Farbdruck notwendige partielle Trennung von Bildebenen als Chance sieht, den Mischklang des Endzustands als natürliches Ergebnis zu formulieren.

Wer sich auf diese Grafiken einlässt, wird die Intensität von Gestaltung und Empfindung als Beglückung erleben.